Strategic Foresight – der Schlüssel zur Zukunft

Geschäftsmann betrachtet Metropole bei Nacht durch Panoramafenster. Teleskop auf Stativ im Vordergrund. Futuristische Skyline leuchtet blau.

Von Astrologen und Algorithmen

Seit jeher hat der Mensch versucht Einblicke in die Zukunft zu erhalten und vorherzusagen, was morgen oder übermorgen geschehen wird. Dazu wurden Astrologen und Wahrsager der unterschiedlichsten Couleur bemüht, Orakel befragt und die seltsamsten Zeichen gedeutet. Die Ergebnisse waren allerdings meist recht dürftig und wenig hilfreich. Trotzdem war die esoterische Wahrsagerei immer eine einträgliche Zunft und ist nach wie vor sehr gefragt. Heute haben die Magier und Wahrsager der vergangenen Tage aber immer mehr Konkurrenz durch Wissenschaftler bekommen, die sich ebenfalls rühmen die Aktienkurse, die Entwicklung des Bruttosozialprodukts oder das Wetter vorhersagen zu können. Dabei wurde das Deuten der Sterne und das Legen der Karten zwar durch mathematische Verfahren, Computersimulationen und Trendanalysen ersetzt, recht viel besser wurden die Ergebnisse aber trotzdem nicht. Wettervorhersagen machen über zwei Tage hinaus kaum mehr einen Sinn und Konjunkturprognosen sind eigentlich wertlos, wenn sie mit der eintretenden Konjunktur praktisch nie übereinstimmen.

Strategic Foresight ist ein systematischer Ansatz zur Analyse von Trends, Unsicherheiten und potenziellen Zukünften, um Strategien für verschiedene mögliche Szenarien zu entwickeln.

Während traditionelle Prognosen auf die Vorhersage eines wahrscheinlichen Ergebnisses abzielen, betrachtet Strategic Foresight eine Vielzahl möglicher Zukünfte und entwickelt Strategien, um flexibel auf Veränderungen reagieren zu können.

Es hilft Unternehmen, sich auf unvorhersehbare Veränderungen vorzubereiten, Chancen zu nutzen und Risiken zu minimieren, indem es eine proaktive und anpassungsfähige Strategieentwicklung fördert.

Der Foresight-Prozess besteht typischerweise aus den Schritten Framing, Scanning, Futuring und Interpretation, die helfen, mögliche Zukünfte zu identifizieren und zu analysieren.

Unternehmen sollten mit der Suche nach schwachen Signalen (Scanning) und der Analyse von Trends beginnen, um so die Basis für die Arbeit mit Szenarien zu schaffen.

Szenarien sind zentrale Werkzeuge, um alternative Zukünfte zu visualisieren und Strategien zu entwickeln, die auf verschiedene mögliche Entwicklungen vorbereitet sind.

Durch die Einbindung von Foresight-Erkenntnissen in die strategische Planung können Unternehmen ihre langfristigen Ziele besser erreichen und auf Veränderungen flexibel reagieren.

Zu den Methoden gehören Trendanalysen, Szenarioplanung und das Monitoring schwacher Signale, um zukünftige Entwicklungen und deren Auswirkungen zu antizipieren.

Indem es Unternehmen ermöglicht, zukünftige Trends und kommende Schlüssel-Technologien frühzeitig zu erkennen, fördert Strategic Foresight die Entwicklung innovativer Produkte und Dienstleistungen.

Eine der größten Herausforderungen ist die Unsicherheit der Zukunft, weshalb es wichtig ist, flexibel zu bleiben und kontinuierlich neue Informationen und Entwicklungen zu berücksichtigen.

Das heißt nicht, dass es keinen Sinn macht Prognosen zu erstellen und in die Planung einfließen zu lassen, aber es ist dabei immer zu berücksichtigen, welche Reichweite eine Prognose hat und wann sie ihre Aussagekraft verliert.

Diagramm zeigt Prognosegenauigkeit für Wetter (kurz), Wirtschaft (mittel), Studienplätze (lang), Wohnen (sehr lang).

Welchen Wert haben Prognosen in der Strategieentwicklung?

Prognosen sind in der Planung immer dann zu verwenden, wenn ihre gesicherte Reichweite bis zum Zeitpunkt reicht, für den geplant werden soll. Dies ist in der strategischen Planung aber selten der Fall, da die gesicherte Reichweite von Prognosen, innerhalb der sie verlässliche Ergebnisse liefern, fast immer kürzer ist, als der Zeithorizont den die strategische Planung abdeckt. Prognosen gehören deshalb eher in dem Bereich des Tagesgeschäftes oder der operativen Planung und weniger in den Bereich der strategischen Planung.

Diagramm mit der Darstellung der Reichweite von Prognosen und Beginn der strategischen Vorausschau.

Hier kommen eher Techniken und Methoden in Betracht, die in den Bereich des Strategic Foresight gehören.

Was ist Strategic Foresight?

Strategic Foresight geht über herkömmliche Prognosen oder kurzfristige Planung hinaus. Es ist ein systematischer Ansatz, der die Analyse von Trends, Entwicklungen, Unsicherheiten und potenziellen Zukünften in größerer zeitlicher Entfernung umfasst. Dabei geht es nicht darum, die Zukunft vorherzusagen, sondern darum, verschiedene mögliche Zukünfte zu identifizieren und Strategien zu entwickeln, um sich auf diese Zukünfte vorzubereiten.

Was ist der Foresight Prozess?

Der Ablauf eines Foresight-Prozesses umfasst gewöhnlich die folgenden Schritte:

  • Framing
  • Scanning
  • Futuring
  • Interpretation
Diagramm des Foresight-Prozesses mit sechs Schritten: Framing, Scanning, Futuring, Interpretation, Planning/Acting, Monitoring.

Was ist Framing?

Der erste Schritt in einem Foresight-Prozess wird üblicherweise als Framing bezeichnet. In diesem Prozessschritt wird der Rahmen festgelegt, in dem die Zukunft untersucht werden soll und zu welchem Zweck der Prozess durchgeführt wird. In dieser Phase müssen die Fragen,

  • Wonach suchen wir?
  • Was wollen wir über die Zukunft wissen?
  • Wie weit wollen wir in die Zukunft sehen?

beantwortet werden.

Darüber hinaus wird in dieser Phase alles geklärt, was für den Prozessablauf und für die logistische Unterstützung des Prozesses notwendig ist.

Was ist Scanning?

Ein weiterer zentraler Baustein in einem Foresight-Prozess ist das Scanning. Es hat zum Ziel, in der unendlichen Fülle von existierenden Informationen die Ereignisse oder Entwicklungen zu finden bzw. herauszufiltern, die eine signifikante Auswirkung auf die Zukunft haben können und die für unsere Fragestellungen relevant sind. Üblicherweise bezeichnet man diese Ereignisse und Entwicklungen als schwache Signale oder Weak Signals. Die Definition des Begriffs „Weak Signals“ und die Abgrenzung von dem Begriff „Strong Signals“, „Trendauslöser“ oder „Driving Forces“ wird meist sehr unterschiedlich gehandhabt und ist daher unscharf und manchmal auch widersprüchlich.

Bei der Arbeit mit Strong oder Weak Signals ist es wichtig zu verstehen, dass diese nicht automatisch zu einer Kausalkette führen, die eine bestimmte Zukunft klar aufzeigt, sondern um Signale, die auf möglich Zukünfte hindeuten können.

Was ist Futuring?

Im Prozessschritt Futuring geht es vor allem darum, mit Hilfe der Szenariotechnik mögliche Zukünfte zu identifizieren und zu beschreiben. Die Betonung liegt hier auf „mögliche“ und nicht auf „wahrscheinliche“ Zukünfte, da eine Beurteilung der Wahrscheinlichkeit des Eintretens eines bestimmten Szenarios meist seriös gar nicht möglich ist. Daher kommt es hier weniger darauf an die Zukunft zu identifizieren, deren Eintreten die höchste Wahrscheinlichkeit hat, sondern alternative Zukünfte zu erkennen, die unter bestimmten Umständen eintreten können. Daraus lässt sich dann eigenes Handeln ableiten, um sich optimal auf so eine Zukunft einzustellen oder sie sogar zu beeinflussen.

Zur Erstellung von Szenarien muss zunächst einmal der Ausschnitt der Gegenwart identifiziert werden, für dessen zukünftige Entwicklung man sich interessiert. Ein solcher Ausschnitt der Gegenwart besteht aus verschiedenen Parametern, die die gegenwärtige Situation beschreiben. Zur Generierung der Szenarios werden dann Annahmen getroffen und Einflusskräfte beschrieben, die sich auf die Veränderung der betrachteten Parameter auswirken können. Als nächster Schritt wird ermittelt, wie sich die Parameter des gegenwärtigen Ist-Zustands unter der Einwirkung der Einflusskräfte über die Zeit verändern. Dabei können sich je nachdem, welche Annahmen über die Einflusskräfte getroffen werden, die Faktoren in der Zukunft unterschiedliche Werte annehmen. Alle Faktoren, die unter den gleichen Annahmen verändert wurden, ergeben dann eine mögliche Zukunft. Jede dieser Zukünfte ist ein Szenario.

Diagramm der Szenariotechnik: Trichterform zeigt mögliche zukünftige Zustände über die Zeit.

Wie werden Szenarien interpretiert

Die Interpretation der entwickelten Szenarien schließt den Foresight Prozess ab. In dieser Analyse werden die generierten Szenarien vor allem auf Konsistenz, Widerspruchsfreiheit und Relevanz für die eigene Zukunft überprüft. Hier werden auch die Szenarien ausgewählt, die weiter untersucht werden, vorgestellt oder als Grundlage für strategische Optionen dienen sollen. Insbesondere ist dabei zu überprüfen und zu diskutieren, ob alle Annahmen realistisch sind, ob in allen Szenarien die gleiche Logik angewendet wurde und ob sich in den Szenarien innere Widersprüche ergeben.

Mit der Vorstellung oder weiteren Verwendung der Szenarien ist der eigentliche Foresight Prozess abgeschlossen. Der nächste Schritt in der Strategieentwicklung ist dann die Entwicklung von eigenen Handlungsoptionen für jedes relevante Szenario.

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